Inhaltsverzeichnis
Geographie als Raumwissenschaft
Die Geographie ist eine Raumwissenschaft. Sie beschäftigt sich unter anderem mit Begriffen wie »Ort«, »Lage«, »Distanz«, »Verteilung« etc. Der Begriff »Raum« kann dabei unterschiedlich umrissen werden. So kann man beispielsweise die Oberrheinebene als einen abgegrenzten Raum wahrnehmen oder die Stadt Freiburg. Ebenso das Schulgelände oder den Innenraum der eigenen Wohnung. Die Geographie kennt verschiedene Raumkonzepte.
Raumkonzepte
Raum als …
- … Container
- … System von Lagebeziehungen
- … Kategorie der Sinneswahrnehmung
- … Konstruktion.
geographie heute, 05/2002
Erstens werden »Räume« in realistischem Sinne als »Container« aufgefasst, in denen bestimmte Sachverhalte der physisch-materiellen Welt enthalten sind. In diesem Sinne werden »Räume« als Wirkungsgefüge natürlicher und anthropogener Faktoren verstanden, als das Ergebnis von Prozessen, die die Landschaft gestaltet haben oder als Prozessfeld menschlicher Tätigkeiten.
Zweitens werden »Räume« als Systeme von Lagebeziehungen materieller Objekte betrachtet, wobei der Akzent der Fragestellung besonders auf der Bedeutung von Standorten, Lage-Relationen und Distanzen für die Schaffung gesellschaftlicher Wirklichkeit liegt.
Drittens werden »Räume« als Kategorie der Sinneswahrnehmung und damit als »Anschauungsformen« gesehen, mit deren Hilfe Individuen und Institutionen ihre Wahrnehmungen einordnen und so Welt in ihren Handlungen »räumlich« differenzieren.
Das bedingt, dass »Räume« viertens auch in der Perspektive ihrer sozialen, technischen und gesellschaftlichen Konstruiertheit aufgefasst werden müssen, indem danach gefragt wird, wer unter welchen Bedingungen und aus welchen Interessen wie über bestimmte Räume kommuniziert und sie durch alltägliches Handeln fortlaufend produziert und reproduziert.
Quelle: geographie heute, 23. Jg., Heft 200, Mai 2002, S. 5 (zitiert nach: Ute Wardenga: Räume der Geographie – zu Raumbegriffen im Geographieunterricht, Jahresgegister 2002 der Zeitschrift Geographie heute)
Weitere Informationen zu den einzelnen Konzepten sowie ein ausführliches Beispiel enthält der Artikel Raumkonzepte im Geographieunterricht (PDF).
Zentrale Fragen der Geographie
Aus den oben genannten Raumkonzepten kann man zentrale Fragestellungen der Geographie ableiten.
Wo? – In der Geographie spielt die Frage nach der Lokalisierung eines Gegenstandes, einer Handlung oder einer Beziehung eine besondere Rolle.
Was? – Die Frage nach dem verorteten Gegenstand, der Handlung oder der Beziehung erfordert eine konkrete Analyse desselben.
Welche Verteilung? – Verschiedene Gegenstände-Handlungen-Beziehungen treten gehäuft auf. Geographen interessieren sich für die Gründe der Häufungen bzw. Ausdünnungen.
Welche Beziehungen? – Gegenstände-Handlungen stehen oft in funktionalen Beziehungen zueinander. Die Gründe des Bestehens oder Nicht-Bestehens solcher Beziehungen sind besonders interessant.
Quelle: Stefan Zimmermann: Einführung in die Geographie, Folien zur Vorlesung im WS 2008/2009 (PDF).
Noch weiter verkürzt lautet die zentrale Frage der Geographie:
Quelle: Falk, G., Scholliers, M. et al. (2010): Terra Physische Geographie, Stuttgart: Klett. S. 4
Bedeutung der Geographie für das Verständnis räumlicher Strukturen
»Eine Gesellschaft, die keine Ahnung vom Raum hat, in dem sie sich bewegt, tappt im globalen Dorf fast noch dümmer herum als eine, die nicht richtig schreiben und lesen kann.«
Quelle: Christian Deysson: Neues Raumgefühl. – In: WirtschaftWoche Nr. 52 vom 20.12.2001, S. 74. Zitiert nach Falk, Scholliers et al. (2010)
- Finde für jedes der genannten vier Raumkonzepte ein Beispiel und sei in der Lage, Deine Auswahl zu erklären.
- Denk über das Zitat von Christian Deysson nach und überlege Dir, was mit dem Begriff »globales Dorf« gemeint sein könnte. Falls Du keine Idee hast, recherchiere den Begriff.
- Überlege Dir, warum Deyssons Meinung nach gerade heute eine Vorstellung von räumlichen Strukturen und Vernetzungen wichtig ist.